Der Jot Kringel Verlag verfolgt das Ziel, mit ausgewählten Publikationsprojekten geistige Räume zu vergegenwärtigen. Im Zentrum stehen Menschen, die sich in ihrem Werk schöpferisch mit Grundfragen des menschlichen Lebens auseinandersetzen. Der programmatische Fokus liegt dabei vor allem auf Positionen der zeitgenössischen Kunst, die im Hinterfragen von Kräften und Einflüssen, die auf existenzieller sowie kulturgeschichtlicher Ebene wirksam sind, eigenständige Räume der Gestaltung ausloten. Ganz allgemein liegt das verlegerische Interesse dort, wo der Suche nach Sinn und Resonanz jenseits der Kultivierung in gesellschaftlichen Wertevorstellungen und Identitätsbildern auf individuellen Wegen nachgegangen wird.
Ein besonderes Augenmerk soll dabei auf der Verbindung von Buch und multimedialen Inhalten liegen. Wie das Kunstwerk selbst bietet auch das Buch, das es dokumentiert und vermittelt, ein sehr individuelles Erfahrungspotential: Sein festgelegter und abgeschlossener Inhalt kann zu jeder Zeit mit unterschiedlicher Intensität und Geschwindigkeit erfahren, ja, entdeckt und erschlossen werden. In der Erweiterung durch Videos, Tonaufnahmen, hochaufgelöste digitale Abbildungen etc. gewinnt es an weiteren Dimensionen, ohne aber seinen Charakter als festen Referenzpunkt inmitten einer zunehmend virtuellen, flüchtigen Medienlandschaft zu verlieren. Daher scheint gerade diese Kombination geeignet, um geistige Räume des menschlichen Denkens an sich und künstlerischer Prozesse im Besonderen zu vergegenwärtigen.
Ein weiterer Schwerpunkt bildet das Buch im Kontext der Kunstvermittlung. Während multimediale und interaktive Online-Angebote in der aktuellen Wissensvermittlung eine immer größere Bedeutung gewinnen, bietet das Buch als physischer Repräsentant geistig-abstrakter Inhalte nach wie vor unersetzbare Qualitäten im Wahrnehmungs- und Erkenntnisprozess. Jedes künstlerische Werk kann für sich gleichsam einen eigenen Kosmos darstellen. Vor allem jenseits der logisch-objektivierbaren Vermittelbarkeit liegt ein besonderes Potential im Zusammenspiel verschiedener Inhalte und Medien. Der Gehalt eines Werks lässt sich nicht restlos erklären. Wenn man für die Werkbetrachtung nicht nur Texte liest, sondern auch Fotos des Künstlers und des Ateliers sieht und Videos mit Interviews, handschriftliche Notizen und Skizzen etc. dann kann ein zusätzliches Gefühl vermittelt werden, das die eigenen Assoziationen und Gedanken anregt und der Interpretation eine noch breitere Basis der Intuition zugrunde legt. Neben der Integration von Video- und Audioaufnahmen im Buch selbst werden die einzelnen Projekte durch Blogs mit weiterführenden Inhalten begleitet. Darüber hinaus ist die Erstellung eigener Vermittlungsbeilagen für den Einsatz im Bildungskontext geplant.
Dem Jot Kringel Verlag ist es ein Anliegen, auch an der Ermöglichung von Publikationen mitzuwirken, die nicht durch die Unterstützung einer kulturelle Institution getragen werden. Künstlerische Projekte lassen sich oftmals erst durch die Kooperation von Menschen realisieren, die über geschäftliche Interessen hinaus durch Begeisterung und Überzeugung miteinander verbunden sind. Der Verlag bringt hierfür die Erfahrung aus jahrelanger Tätigkeit im Museums- und Vermittlungsbereich mit der redaktionellen und grafisch-gestalterischen Betreuung zahlreicher Publikationsprojekte ein.
Buch und Wolke
Als Vorzug des Buches wird zuerst meist die vielbeschworene Haptik ins Rennen geführt, der zugrunde liegende Aspekt der physischen Realität bedeutet aber eine viel weitreichendere Wesenseigenschaft: Es bedarf keiner technischen Infrastruktur, in der es betrieben wird, es existiert einfach für sich und – sofern von Feuer und Wasser verschont – zeitlos. Noch wesentlicher aber scheint zweitens die Tatsache, dass ein Buch gebunden ist, das heißt: inhaltlich festgelegt und abgeschlossen. Die mediale Zeitlosigkeit und inhaltliche Festigkeit machen das Buch zu einem dauerhaften und zuverlässigen Referenzpunkt. Die geistige Welt, die sich beim Lesen eröffnet, bleibt bestehen und kann auch Jahre später wieder betreten werden. Das Buch im Regal wird so zu einer Erweiterung des eigenen mentalen Raums, zu einem Speicher von Erinnerungen, Empfindungen und Erkenntnissen, den man besitzt und auf den jederzeit zugegriffen werden kann – zu selbstgewählter Zeit mit selbstgewählter Geschwindigkeit. Diese spezifischen Eigenschaften eröffnen ein sehr persönliches und intimes Erfahrungspotential, zugleich gewinnt es aber wie alle publizierenden Medien durch die Vervielfältigung eine öffentliche Dimension. Das Buch nimmt so als dauerhafter und gleichbleibender Referenzpunkt bei der Inhaltsvermittlung in einem intersubjektiven Diskurs eine besondere Stellung ein.
Die Verknüpfung von Inhalten wurde durch die globale Vernetzung des Internets von herkömmlichen medialen Einschränkungen befreit. Querverweise und Links können so unmittelbar verfolgt werden, dass ihre Bezugspunkte gleichzeitig und durch die Virtualität auch potentiell an jedem Ort präsent scheinen. Texte, Bilder, Videos und Tonaufnahmen können unbegrenzt gesammelt und frei miteinander verbunden werden. Die Allgegenwärtigkeit, Unbegrenztheit und Vernetzung dieser „Cloud“ entspricht wesentlichen Eigenschaften der assoziativen Struktur des menschlichen Bewusstseins. Die Kehrseite dieser Flexibilität ist allerdings eine Flüchtigkeit, die dieser Virtualität zumindest potentiell anhaftet, und die auch den Wahrnehmungsprozess beeinflusst. Die Inhalte und Kontexte, in denen sie aufscheinen, unterliegen einer ständigen Wandelbarkeit außerhalb des eigenen Einflussbereiches. In der Verschränkung mit dem gebundenen Buch lassen sich gleichermaßen die Vorzüge beider Welten miteinander verbinden: Die multimedialen Online-Angebote erhalten einen beständigen Anker in der physischen Welt, das Buch wiederum ist nicht mehr eingeschränkt durch Umfang und festgelegter Reihenfolge, sondern kann auf dynamische Kommunikations- und Erkenntnisprozesse reagieren und sich in verschiedenen Vermittlungskontexten erweitern.